Zur Orgel der Altstädter Kirche Erlangen – die neue Oboe

Schon im Zuge der umfassenden Renovierung und Umgestaltung der Orgel 1996 wurde festgehalten, dass nach Möglichkeit über die damals getätigten Maßnahmen hinaus noch weitere in den kommenden Jahren folgen sollten. So ersetzte 2002 eine neue „Mixtur“ auf 2‘-Basis die alte Hauptwerksmixtur, 2004 wurden im Rahmen einer Generalstimmung die Register „Lieblich Gedeckt“ und „Principal“(Oberwerk) neu intoniert, 2005 wurde für das Oberwerk ein „Krummhorn“ angeschafft, der „Schwiegel“ im Hauptwerk wurde durch die „Viola“ (bis 1996 im Oberwerk, nach der Renovierung eingelagert) ersetzt. 2008 bekam das Schwellwerk eine „Vox coelestis“ sowie eine neue „Mixtur“ und der akustische 32‘ wurde realisiert, 2012 wurden die Manualkoppeln zum III. Manual wahlweise elektrifiziert, um die Schwergängigkeit der Mechanik abzumildern. Hierbei konnten Super- und Suboktavkoppeln ermöglicht werden. Darüber hinaus sind immer wieder kleinere Nachintonationen erfolgt. Jeder dieser teilweise anspruchsvollen und finanziell aufwändigen Schritte hat den Klang und die Funktionsfähigkeit unserer großen Orgel entscheidend verbessert und dazu beigetragen, dass große und kleine Orgelwerke aller Epochen und Stilrichtungen dargestellt werden können. Man darf heute sagen, dass die Orgel in der Altstädter Kirche einen überregionalen Ruf genießt und in Verbindung mit der außergewöhnlichen Akustik des Kirchenraums große Attraktivität für Orgelfreunde in Gottesdienst und Konzert besitzt.

Der Austausch der Oboe 8‘ im Schwellwerk ist ein weiterer bedeutender Meilenstein in diesem Zusammenhang. Die 56 Pfeifen der alten Oboe waren teilweise nicht mehr stimmbar und klanglich unbefriedigend. Das von vornherein obertönig, nasal gefärbte Register war zudem nur bedingt in den Gesamtklang der Grundstimmen integrierbar. Nachdem es möglich war, den Auftrag für eine neue Oboe an die Orgelbaufirma Jann zu erteilen, wurde der Registeraustausch in mehreren Schritten realisiert. Vieles wurde in der Firma vorbereitet, bevor die Arbeiten in der Kirche beginnen konnten, die schließlich ca. 13 Stunden in Anspruch nahmen. Jede der 56 neuen Pfeifen musste eingebaut, gestimmt und intoniert werden – eine sehr anspruchsvolle und anstrengende Arbeit. Immer wieder mussten einzelne Schritte auch überprüft und wiederholt werden. Das Ergebnis ist beeindruckend und in höchstem Maße erfreulich. Die neue Oboe ist grundtöniger, runder und voluminöser im Klang, gleichzeitig markant als Soloregister und ideal im Zusammenklang.

Es hat mich sehr gefreut, dass diese neue Klangqualität unserer Orgel bereits so viele Reaktionen ausgelöst hat. Die Programmänderung des letzten Orgelkonzertes vom 08. März 2020 hatte César Francks „Grande pièce symponique“ in den Mittelpunkt gestellt. Unter den Meisterwerken der Musikgeschichte sind nur wenige in der Lage, den Zuhörer auf so emotionale und überwältigende Weise zu erreichen. Das wurde auch an diesem Abend wieder deutlich. Abgesehen davon aber verlangt César Franck in allen seinen Orgelwerken und auch in dieser ersten großen französischen Orgelsymphonie einen vielfältigen Einsatz des Oboenregisters – solistisch und im Zusammenklang. Dass das Ergebnis von vielen Zuhörern nicht nur wahrgenommen sondern auch sehr positiv aufgenommen wurde, erfüllt mich ebenso mit Dankbarkeit wie das finanzielle Engagement der Mitglieder des Bachvereins Erlangen, der zum ersten Mal die Kosten für ein Orgelvorhaben allein getragen hat.

Erlangen, 18. März 2020
Wieland Hofmann, Kirchenmusikdirektor

HAUPTWERK (I. Manual)

Bordun 16’
Principal 8’
Spitzflöte 8’
Oktave 4’
Viola 4’
Rohrflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Oktave 2’
Quinte 1 1/3’
Rauschflöte 2 2/3’ (3-fach) Mixtur 2’ (5-fach)
Cornett (5-fach) Trompete 8’

OBERWERK (II. Manual)

Principal 8’
Gedeckt 8’
Praestant 4’
Nachthorn 4’
Nasard 2 2/3’
Principal 2’
Terz 1 3/5’
Quinte 1 1/3’
Cymbel 1/2’ (3-fach)
Krummhorn 8’
Tremulant

SCHWELLWERK (III. Manual)

Gedeckt 16’
Flötenprincipal 8’
Lieblich gedeckt 8’
Viola da gamba 8’
Vox coelestis 8’
Oktave 4’
Koppelflöte 4’
Waldflöte 2’
Mixtur 1 1/3’(4-fach)
Cornett (3-fach)
Fagott 16’
Oboe 8’
Tremulant

PEDAL

Contrabass 32’
Principal 16’
Subbass 16’
Oktavbass 8’
Gemshorn 8’
Choralbass 4’
Pommer 4’
Bassflöte 2’
Mixtur 2 2/3’(5-fach)
Posaune 16’
Trompete 8’

Koppeln: HW/OW, HW/SW, OW/SW, HW/P, OW/P, SW/P, Super- und Suboktavkoppeln III, III/II, III/I, III/P Manualumfang: C bis g‘‘‘, Pedalumfang: C bis f‘
Mechanische Spieltraktur (Manualkoppeln HW/SW und OW/SW wahlweise elektrisch), elektrische Registertraktur 128 elektronische Setzerkombinationen

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